Börsenkotierte Unternehmen besitzen immer mehr Wohnungen in Schweizer Städten. Wie von dieser Zunahme auch ausländische Investoren profitieren, zeigt der Fall Blackrock.
Wie viel ausländisches Kapital fliesst in den hiesigen Immobilienmarkt? Und vor allem: Wie viel Gewinn fliesst wieder ab? Über diese Fragen wird gerne und oft gestritten in der Schweizer Politik. Denn genaue Zahlen existieren nicht – während das eine Lager von substanziellen Beiträgen ausgeht, die den Markt zusätzlich anheizen, spielt das andere die Bedeutung runter. Klar ist: Direkt können Personen oder Firmen mit Sitz im Ausland nicht in Wohnimmobilien investieren. Die Lex Koller verhindert, dass ausländische Investoren Schweizer Wohnimmobilien zur reinen Geldanlage erwerben. Kaufen können sie hingegen Gewerbeliegenschaften (direkter Besitz) oder Anteile an Schweizer Immobilienfonds und -firmen (indirekter Besitz).
Ein solches Beispiel rückt nun durch eine Recherche in den Fokus, welche das unabhängige Schweizer Recherchekollektiv WAV gestern Dienstag, 25. Januar, publiziert hat. «Spotlight on BlackRock» widmet sich ganz dem grössten Vermögensverwalter der Welt und seiner Rolle in der Schweiz. Das Unternehmen Blackrock sei durchschnittlich mit 5.8 Prozent an allen börsenkotierten Firmen der Schweiz beteiligt, so WAV. Aus unserer Sicht besonders interessant sind dabei die Anteile an Schweizer Immobilienunternehmen. Wir haben diese Zahlen daher etwas genauer unter die Lupe genommen.
Dabei zeigt sich: Rund die Hälfte der Blackrock-Investitionen in Schweizer Immofirmen machten in den letzten Jahren die Anteile an der Swiss Prime Site AG aus. Diese ist laut eigenen Angaben die «führende kotierte Immobiliengesellschaft der Schweiz» und besitzt Liegenschaften mit einem Marktwertvon rund 12 Milliarden Franken. Auch an den Firmen PSP Swiss Property, Allreal und Mobimo besitzt Blackrock Anteile im Wert von über 100 Millionen Franken. Swiss Prime Site und PSP Swiss Property investieren vorzugsweise in Gewerbeliegenschaften und spielen auf dem Wohnungsmarkt eine untergeordnete Rolle. Allreal und Mobimo hingegen gehören zu den wichtigsten Wohnungsbesitzerinnen der Stadt Zürich, wie wir vergangenes Jahr aufzeigen konnten. Insgesamt hält Blackrock laut WAV rund 6 Prozent aller Aktien der Schweizer Immobilienunternehmen.
Besonders augenfällig ist dabei das Tempo, mit welchem sich der Vermögensverwalter im Schweizer Immobilienmarkt ausgebreitet hat: In nur zehn Jahren hat er seine Investitionen fast verzwanzigfacht:
2010 besass der Vermögensverwalter Anteile an sechs verschiedenen Firmen im Wert von knap 100 Millionen Schweizer Franken. In den Jahren 2019 bis 2021 waren es rund 2 Milliarden auf 17 Firmen verteilt.
Klar ist: Mit der massiven Zunahme haben sich auch die Gewinne vervielfacht, welche aus dem Schweizer Immobilienmarkt an den US-amerikanischen Vermögensverwalter geflossen sind. Und: Blackrock ist nur einer von vielen Investoren im Ausland, die direkt oder indirekt Anteile an Schweizer Immobilien besitzen. Wem was gehört und welchen Einfluss dieses Kapital auf den hiesigen Markt hat – das bleibt die grosse Frage.
Christian Zeier
Text
Stirling Tschan
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WAV & DataCatering
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