Moçambique-Skandal: Schweizer Behörden nehmen Mutterhaus der Credit Suisse in die Pflicht

Im September 2019 berichteten wir darüber, wie Kredite der Credit Suisse das südafrikanische Land Moçambique in den Ruin getrieben haben. Und weshalb die Schweiz ein Verfahren gegen die Grossbank eröffnen müsste. Damals wies das Schweizer Mutterhaus der Credit Suisse jede Verantwortung von sich. «Wir sind bestürzt über das, was wir in der US-Anklageschrift gelesen haben», sagte Verwaltungsratspräsident Urs Rohner an der Generalversammlung. «Das war auch für uns neu.»

Seit gestern Abend nun ist klar, dass die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma und ihre Partnerbehörden in Moçambique, Grossbritannien sowie den USA das gänzlich anders sehen. Im Rahmen einer Aufsichtsuntersuchung und einem anschliessend eröffneten Enforcementverfahren gegen die Credit Suisse Gruppe stellt die Finma fest, dass:

  • das Risikomanagement der Gruppe in Zusammenhang mit den Kreditgeschäften mit Mosambik schwerwiegende Mängel aufwies.
  • das Mutterhaus seiner Pflicht im Rahmen des gruppenweiten Risikomanagements nicht nachgekommen ist.
  • die Bank schwer gegen die geldwäschereirechtliche Meldepflicht verstossen hat.

Laut US-Börsenaufsicht SEC hat die Credit Suisse einer Strafzahlung von fast 475 Millionen Dollar an die britischen und us-amerikanischen Behörden zugestimmt.

2019 schrieben wir: «Faktoren wie die hohe Korruptionsgefahr oder die Beteiligung einschlägig bekannter Personen hätten den Entscheid über die Kreditvergabe in der Hierarchie nach oben eskalieren müssen – ins Schweizer Mutterhaus.»

Nun verfügt die Finma, dass die Credit Suisse Group AG künftig sicherstellt, dass alle Kreditgeschäfte, welche ein erhöhtes Risiko für die Gesamtgruppe darstellen, auf Gruppenstufe eskaliert werden und die Beschlussfassung entsprechend dokumentiert wird.

Im Dezember 2019 sprachen wir im Rahmen eines Podiums im Berner Polit-Forum darüber, dass mehr Transparenz und Aufsicht nötig wären, um solche Katastrophen in Zukunft zu verhindern.

Nun will die Finma weitere Kreditgeschäfte der Credit Suisse mit finanzschwachen und korruptionsanfälligen Staaten oder Gesellschaften mit Garantien solcher Staaten von einem unabhängigen Dritten prüfen lassen. Zudem ordnet sie befristete Auflagen für neue Kreditgeschäfte mit finanzschwachen Ländern und Ländern mit hohem Korruptionsrisiko an. Solche Neugeschäfte sind der Credit Suisse bis zur Behebung aller Beanstandungen nur gestattet, wenn die Bank oder der betroffene Kreditnehmer die Öffentlichkeit über Zweck, Höhe, Laufzeit sowie die allfälligen Garanten des Kredits transparent informieren.