Stell dir vor, du willst vor den Taliban fliehen. Um zu prüfen, ob du in die Schweiz kommen darfst, holen die hiesigen Behörden Informationen über dich ein – bei den Taliban. Tönt absurd? REFLEKT-Recherchen zeigen, dass genau das passiert. Gemeinsam mit Balz Oertli vom WAV-Kollektiv haben wir uns das Vorgehen bei Familienzusammenführungen aus Afghanistan genauer angeschaut und mit betroffenen Personen gesprochen. Das Prozedere führt die Antragstellenden auf die Schweizer Botschaft in Pakistan und wegen des langwierigen Prozesses wieder zurück nach Afghanistan. Währenddessen werden die eingereichten Informationen durch von der Schweiz angestellte Ermittler überprüft – unter anderem bei den Behörden des Taliban-Regimes. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Taliban dabei von den Ausreiseabsichten erfahren, ist hoch. Das Vorgehen der Schweizer Behörden gefährdet die Betroffenen und wäre eigentlich nicht nötig, wie unsere Recherche zeigt.
Die Publikation «Schweizer Ermittler bei den Taliban» erscheint heute in der aktuellen Ausgabe der «Zeit» sowie in einer gekürzten Fassung unter reflekt.ch/taliban.
