Der Glücksspielkönig vom Bodensee

In Folge 4 von «Der Fall AntePAY» finden wir den Glücksspiel-König vom Bodensee. Was hat er mit Antepay zu tun? Und welche Rolle spielt der Thurgauer im internationalen Glücksspiel-Geschäft?

Ermatingen am Bodensee. Ein unscheinbares Dorf mit knapp 4000 Einwohnern. Es ist aber auch die «Schaltzentrale» eines international tätigen «Wettkönigs». Unternehmer Heinz Haunschild unterhält ein komplexes Firmenkonstrukt. Seine GPG Holding AG ist an Geldspielseiten im Internet beteiligt. Seit Jahren. Zum Beispiel mit Sports-millions.

Sports-millions sei eine «Erfolgsgeschichte» und offenbar ein lukratives Geschäft. Laut eigenen Angaben macht diese Geldspielseite weltweit Umsätze von mehreren hundert Millionen Franken pro Jahr.

Doch die Sports-millions-Seite verstiess in der Schweiz gegen das Geldspielgesetz. Jahrelang. Die Seite hatte in der Schweiz keine Bewilligung. «Wer ohne Konzession oder Bewilligung in der Schweiz Geldspiele anbietet, der handelt illegal. Man spricht dann von illegalem Spiel», sagt Manuel Richard, Direktor der Interkantonalen Geldspielaufsicht Gespa.

Eine Bewilligung sei an Bedingungen geknüpft, etwa, ob der Anbieter die Geldspiele sicher und sozialverträglich anbieten könne. «Man kann spielsüchtig werden und sich auch abzocken lassen mit manipulierten Spielen. Entsprechend wollen wir wissen, wer sich auf dem Markt tummelt», sagt Gespa-Direktor Richard.

Der Unternehmer, der Sports-millions auch immer wieder gegen aussen vertrat, ist sich offenbar der Rechtslage bewusst. Bereits vor sieben Jahren betonte er in einer Zeitschrift, dass seine Betreibergesellschaften aus «Legalitätsgründen» in Österreich, Malta oder auf den Bahamas seien. «Aber wichtig zu wissen ist, dass jede in der Schweiz lebende Person im Alter von 18 Jahren auf Portalen wie unseren ihre Konten eröffnen und ihre Wetten legal platzieren dürfen», so der Unternehmer im Interview 2016.

Die Gespa sperrt regelmässig illegale Geldspielseiten, überwacht aber das Internet nicht aktiv und sucht auch nicht nach illegalen Angeboten. Sports-millions wurde von den Behörden nicht gesperrt.

Die Spielaufsicht könnte zudem die Betreiber solcher Seiten anzeigen. Das Problem dabei: Die Strafbehörden können nur aktiv werden, wenn die Anbieter eine Tathandlung in der Schweiz begehen. Zum Beispiel, wenn sie Werbung platzieren.

Bei Sports-Millions gab es Werbung in der Schweiz. Zum Beispiel Banden- und Trikotwerbung mit ehemaligen Fussballstars am Arosa Ice-Snow-Football Turnier. Der ehemalige Motorradrennfahrer Tom Lüthi trat 2013 mit dem Logo von sports-millions im Schweizer Fernsehen auf. Auch Profigolfspieler Joel Girrbach spielte mit Sports-millions auf seinem Shirt im August 2022 am Omega European Masters Golfturnier in Crans-Montana.

Ob im Fall von Sports-millions genügende Tathandlungen in der Schweiz vorliegen, um eine Untersuchung einzuleiten, müsste von den Strafverfolgungsbehörden im Einzelfall geprüft werden, so Richard.

REFLEKT ist seit Monaten mit Leuten in Kontakt, die das Geschäft von Heinz Haunschild kennen. Eine Person schildert, dass die «Schaltzentrale» für all seine Geschäfte in seinen Büroräumen in Ermatingen sei. «Alles wird und wurde von dort aus und massgeblich von ihm und seinen Mitarbeitenden gesteuert.» Sports-millions sei nie auf den Schweizer Markt ausgerichtet gewesen, schreibt Heinz Haunschild dazu in einer Stellungnahme.

Inzwischen ist Sports-millions in der Schweiz nicht mehr abrufbar. Der Wettkönig ist aber nach wie vor im Geschäft. Mit einer anderen Geldspielseite: Maxxwin.

Neuer Look, gleicher Inhalt. Noch bis kurz vor dieser Publikation konnte sich REFLEKT erfolgreich registrieren. Maxxwin sei das Nachfolgeprodukt und werde ebenfalls unter einer maltesischen Lizenz betrieben, schreibt Heinz Haunschild. «Genau wie sports-millions.com ist das Dienstleistungsangebot von maxxwin.com für Spieler aus der Schweiz nicht zugänglich».

Hat dir dieser Artikel gefallen? Unterstütze unsere Arbeit mit einer Spende

 

REFLEKT ist gemeinnützig. Alle Beiträge sind steuerlich absetzbar.

REFLEKT finanziert sich über Mitgliederbeiträge. Werde jetzt Supporter:in und ermögliche investigative Recherchen wie diese.

Jetzt unterstützen Mehr erfahren

Christian Zeier

Recherche, Text & Podcast

Philippe Odermatt, SRF

Recherche & Text

Raphaël Günther, SRF

Podcast