Neue Recherche: Verhängnisvolle Sammelwut

Unsere neue Recherche «Verhängnisvolle Sammelwut» zeigt, wie exzessiv Schweizer Behörden Daten über die ausländische Bevölkerung sammeln. Und wem das zum Verhängnis wird.

Da ist etwa der Fall einer Mazedonierin, die 14 Jahre in der Schweiz lebt und dann ihre Aufenthaltsbewilligung verliert. Im Urteil wird unter anderem angeführt, dass sie vor über sieben Jahren ohne Fahrschein Bus gefahren sei. Da ist der Mann, der dem Migrationsamt Zeugnis über seine sexuellen Kontakte ablegen musste. Seine Erzählungen und erotischen Briefe sind bis heute im Migrationsdossier gespeichert. Und da ist die Frau, die nach Jahren ohne geregelten Aufenthaltsstatus der Illegalität entkommen wollte. Sie gab den Behörden detailliert Auskunft über ihre Lebenssituation – woraufhin sie und ihre Unterstützer angezeigt wurden.

In den vergangenen Monaten haben unsere Kolleg:innen Anina Ritscher und Lukas Tobler Gerichtsakten ausgewertet, mit Rechtsexpert:innen sowie Anwält:innen gesprochen und analysiert, welche Informationen die Behörden austauschen dürfen und welche nicht. Ihr Fazit: Die Weitergabe teils heikler Informationen basiert allzu oft nicht auf Recht und Ordnung – sondern auf Chaos und Willkür.
Die wichtigsten Erkenntnisse unserer Recherche werden wir in den kommenden Wochen in mehreren Artikeln beleuchten.

Ab heute gibt es den ersten Teil auf unserer Webseite zu lesen. Zudem haben wir erstmals eine durchsuchbare Übersicht aller Migrations- und Polizeidatenbanken der Schweiz erstellt. Und: Für alle, die keinen Schweizer Pass besitzen, haben wir etwas ganz Besonderes. Mit unserem eigens für diese Recherche gebauten Abfrage-Tool lässt sich ganz einfach herausfinden, welche Dokumente die Behörden über eine bestimmte Person abspeichert haben.

Weitere Artikel, die wir in Kooperation mit dem Beobachter und der Republik publizieren, folgen in den kommenden Wochen.